"Die Angst verdeutlicht nicht nur die Gefahr, dass etwas passieren wird, sondern auch eine Form der Selbstreflexion."
Jede Angst erklärt sich selbst
"Die große Angst" hat sofort meine Neugier geweckt. Denn schnell wird klar, dass Covid kaum ein Thema ist. Dafür geht es um viele andere Ängste und um das Gedankenkarrussel "Was, wenn...". Gedanken übernehmen nämlich oftmals die Kontrolle über uns. So reiht sich ein "Was, wenn..." ans nächste und je mehr man darüber nachdenkt, desto mehr nehmen einen die Gedanken ein. Zwar kann uns das Denken helfen, die Welt zu verstehen... Aber es kann die Welt auch verdecken. Das Denken mit Kausalitäten beschreibt Paulsen als ein Werkzeug im Umgang mit Unsicherheit. Der Autor spricht über Krankheitsbilder wie Hypochondrie, soziale Phobien, Panikstörungen und Ängste am Arbeitsplatz. Schnell wurde mir so richtig bewusst, wie vielfältig die Krankheitsbilder heutzutage sind und dass jede Angst sich selbst erklärt. Paulsen schreibt, dass weltweit Angstörungen die verbreiteste Form einer psychischen Erkrankung sind. Er platziert in seinem Buch Fakten, schreibt von Menschen mit Angstzuständen und gestaltet das Buch sehr persönlich. Vor allem die Texte von Menschen, die bereits Suizid begangen haben, sind tief in mir hindurchgedrungen. Viele Sätze empfand ich als sehr inspirierend und einleuchtend.
"Wie wir Risiken erleben, verändert, wie wir die Welt wahrnehmen."
Paulsen schreibt leicht und verständlich. Besonders interessant empfand ich die Schilderungen über Ängste, sowie die Fallbeispiele. Das Buch zeigt, wie sehr Ängste uns einschränken können und welche Herausforderungen es zu bewältigen gibt (Beispielsweise bei der Arbeit). Teilweise empfand ich das Buch ein bisschen zu ausschweifend. Zusammenhänge wurden mir erst später ersichtlich. Zudem konnte ich ab und an den roten Faden nicht finden. Und dennoch ist es ein Buch, in dem ich immer wieder nachschlagen werde. Am Ende gibt es auch ein Glossar mit Begriffen zum Nachschlagen. Daher kann auch gezielt nach Ängsten oder Thematiken gesucht werden. "Die große Angst" hält viele Denkanstöße bereit. Vor allem die Texte von Personen, die Suizid begangen haben, haben mich zutiefst berührt. Selten ist mir bei einem Sachbuch der Atem gestockt. Aber dieses Buch hat mich definitiv sehr zum Nachdenken angeregt.
"Die große Angst" von Roland Paulsen ist ein extrem wichtiges Buch und ein Appell, sich der Vielzahl an Angsstörungen bewusster zu werden. Im Umgang mit Mitmenschen, die an Angststörungen leiden, kann es zu einem besseren Miteinander beitragen. Das Buch bekommt ★★★★ Sterne!
Herzlichen Dank an das Bloggerportal Penguin Random House Verlagsgruppe und an den mosaik Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! Meine Meinung bleibt davon unberührt.
Hier geht's zum Buch. Bestellbar in allen bekannten Buchhandlungen und auf der Verlagswebseite.
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