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29. Mai 2020

Rezension zu "Die lautlose Eroberung" von Clive Hamilton und Mareike Ohlberg

Chinas Aufstieg zur Weltmacht ist unaufhaltsam. Lange erwartete man, dass sich das Land mit zunehmendem Wohlstand demokratisieren würde. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Kommunistische Partei Chinas will sich mit allen Mitteln an der Macht halten. Dafür werden Wirtschaft und Gesellschaft im eigenen Land auf Linie gebracht und ein weitreichendes Programm wurde entwickelt, mit dem China die westlichen Demokratien unterwandert und eine neue Weltordnung etablieren will. Dabei setzt es nicht nur seine Wirtschaftsmacht als Waffe ein, sondern die gesamte Bandbreite seiner Politik. Wie vielfältig der chinesische Einfluss auch bei uns bereits ist, enthüllen die beiden Autoren an zahlreichen Beispielen – ein Anstoß zu einer dringend notwendigen Debatte: Wie soll Deutschland, wie Europa mit der neuen Weltmacht China umgehen?

In "Die lautlose Eroberung" zeigen die Autoren, wie dreist die Strategien und Machenschaften der Kommunistischen Partei Chinas sind. Dem Leser wird ersichtlich, wie die KPCh die Welt betrachtet und den Westen ausspielt. Beide Perspektiven werden umfassend beleuchtet.

Das Werk wurde in Zusammenarbeit mit China-Forschern und Analysen verfasst und ist sehr detailliert recherchiert. Beide Autoren haben sich zudem jahrelang mit der Expansionspolitik befasst. Zunächst ist auch noch wichtig hervorzuheben, dass die Autoren klar und deutlich zwischen dem chinesischen Volk und der Kommunistischen Partei unterscheiden. Es geht nicht um das Volk Chinas, sondern um die Partei.

Das Buch beginnt mit einem Überblick über die KPCh und zeigt wie die Partei Schwächen nutzt, um demokratische Systeme zu untergraben. Die Autoren kritisieren, dass es ein schwerer Fehler ist, die Informationen über China aus erster Quelle zu beziehen. Durch Unwissenheit ist die Bedrohung durch die KPCh deshalb sehr schwer einzuschätzen. Ein Ziel der Partei ist die internationale Ordnung zu ändern und die Welt durch Zwang nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten. Eine Vorgehensweise ist dafür die Suche nach Verbündeten. Im Buch wird auch die Seitenstraße Initiative umfassend thematisiert. Es ist das wichtigste Instrument Beijings für die Neugestaltung der Weltordnung und für die Wiederaufstehung des chinesischen Volkes bzw. Stabilisierung des Regimes. Die Partei verschlüsselt ihre Ziele. So soll das Bild entstehen, dass das politische und wirtschaftliche System Chinas der westlichen Demokratie überlegen ist und dass China im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten ein verantwortungsbewusster, globaler Akteur ist, der zum Wohle der Menschheit dient. Dabei hat die Partei die Demokratie und Menschenrechte kategorisch abgelehnt. Und sollten sich Menschen für Menschenrechte einsetzen, folgen harte Repressionsmaßnahmen. Die Außenpropaganda ist für die Partei von großer Wichtigkeit und groß angelegt. Deshalb widmen sich die Autoren diesem Punkt auch sehr ausführlich. Ein wichtiger Punkt ist auch die Einheitsfrontpolitik, die ein vorteilhafteres Bild der Volksrepublik zeichnen soll. Diese zeigt die Einflussnahme der KPCh. Darunter versteht man Bemühungen der Partei, durch Anzreize, Kooperation und Zwang Menschen dazu zu bewegen, sich dieser "Einheitsfront" anzuschließen. Doch wo haben diese Einheitsfrontaktivitäten ihren Ursprung und worauf sind sie ausgerichtet? Wie verschleiert die Partei ihre Tätigkeiten? Was sind die Hauptziele dieser Beeiflussungsarbeit? 

Besonders schwierig ist, dass große Teile des Zielpublikums (abgesehen vom wirtschaflichen Erfolg) wenig über China wissen. Die Partei bemüht sich stets um ein gutes Bild. Als Beispiel wird hier auch auf das Vorgehen während der Corona-Krise herangezogen. Da überzeugte der Bau eines Krankenhaus innerhalb von nur zehn Tagen von der Effizienz der Partei. Hamilton und Ohlberg kritisieren, dass der Staatsapparat der Partei ermöglicht, sich unter Bedingungen zu bewegen, die den westlichen Ländern normal erscheinen. So wird die Partei von vielen westlichen Beobachtern ausgeblendet. Hier appellieren sie an den Westen, sich verstärkt auf die Partei zu konzentrieren. Denn die Rolle der Partei ist, über alles zu herrschen. Hier finden die Autoren zahlreiche exemplarische Beispiele. Auch wenn internationale Konzerne wie beispielsweise Huawei bemüht sind unabhängig zu bleiben, ist eine große Problematik, dass die Unterschiede zwischen privaten Konzernen und Staatsbetrieben immer geringer werden. Die Autoren bezeichnen die Strategien der Partei als mittlerweile deutlich aggressiver und warnen vor der kriegerischen Sprache der KPCh.

Das Werk von Hamilton und Ohlberg ist hochaktuell. Das zeigt sich durch aktuelle Beispiele. Es behandelt beispielsweise die Manipulation und Bemühung um den den Einfluss des amerikanischen Kongress sowie die Beziehung mit Trump. Außerdem werden die Verbindungen und Reaktionen Europas auf China umfassend behandelt. Durch kurze Unterkapitel fällt es leicht, jederzeit wieder einzusteigen und in die Thematik finden. Auch wenn das Thema eher schwerer ist, liest es sich erstaunlich leicht. Die Themen sind sehr verständlich geschrieben und mit zahlreichen Beispielen belegt. Trotz einem negativen Bild über die Situation wendet sich das Buch schließlich dem Positiven und gibt mit einem Appell an den Westen, Widerstand zu leisten und mit Transparenz als bestes Gegenmittel vorzugehen, Hoffnung. 

Das Buch ist voller spannender, hochaktueller Informationen über die Arbeit und Taktiken der Partei Chinas. Ganz besonders hevorzuheben ist die empirische Belegbarkeit durch Fakten, Zahlen und Daten. Zudem sind die Beispiele von brandaktueller Wichtigkeit. Meiner Meinung nach einer der wichtigsten Buchveröffentlichungen im ersten Halbjahr 2020. Ein wahnsinnig interessantes und spannendes Buch, das sich absolut zu lesen lohnt! 

"Die lautlose Eroberung" von Clive Hamilton und Mareike Ohlberg bekommt von mir ★★★★★ Sterne!

Herzlichen Dank an das Bloggerportal der Verlagsgruppe Random House und an die Deutsche Verlags-Anstalt für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! Meine Meinung bleibt davon unberührt.

3 Kommentare:

  1. Wow! Das klingt sehr spannend. Schöne Rezension! :)
    Liebe Grüße Nora

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    1. Literaturrausch2. Juni 2020 um 12:22

      Dankeschön. Kann das Buch auch nur wärmstens empfehlen :-)
      Liebe Grüße
      Larissa

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  2. Toller Buchtipp! Das kommt definitiv auf meine Liste.
    LG Anja

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