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25. Mai 2020

Rezension zu "Trotzdem" von Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge

Das Corona-Virus hat uns an eine Zeitenwende gebracht. Beides ist jetzt möglich, das Strahlende und das Schreckliche. 
Ist der aktuelle Shutdown unserer Gesellschaft auch ein Shutdown unserer Grundrechte? Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge gehen der Frage nach, was die Corona-Pandemie für unsere Gesellschaftsordnung und unsere bürgerliche Freiheit bedeutet.
„Niemand hätte sich vor zwei Monaten vorstellen können, dass wir diesen Ausnahmezustand erleben. Es wird heute von manchen behauptet, das sei die Zeit der Exekutive. Aber das ist falsch. Wir leben in Demokratien, wir haben eine Gewaltenteilung. Noch immer muss das Parlament entscheiden, und daran darf sich auch nichts ändern. Noch scheint unsere Demokratie nicht gefährdet. Aber die Dinge können kippen. Autoritäre Strukturen können sich verfestigen, die Menschen gewöhnen sich daran. Erosionen sind langsame Abtragungen, keine plötzlichen Ereignisse.“ 

Es gibt unzählige Möglichkeiten sich mit den Auswirkungen und der Richtigkeit oder Falschheit der Corona-Maßnahmen auseinanderzusetzen. Dieses Buch hebt sich allerdings ab! Mit knapp 80 Seiten ist es eine lockere, wissenswerte Diskussion zwischen den Autoren Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge.  führen sie das Gespräch aus 800 km Entfernung. In ihrem Ferndialog werden kluge Sichtweisen aufgezeigt und Denkanstöße mit einem Weitblick auf die aktuelle Situation gegeben. 

Das Buch beginnt mit einem kurzen Dialog über die Herkunft des Corona-Virus und der Vergleich mit anderen Viren aus der Vergangenheit. Anschließend werden Themen angerissen, die die Bevölkerung gerade brennend bewegen. Im Bezug auf die getroffenen Maßnahmen der Bundesregierung und Länder, erfolgt eine kritische Auseinandersetzung. Besonders hervorzuheben ist die Konversation über die Grundrechte. Ist der Shutdown also nicht nur ein Shutdown der Gesellschaft, sondern auch ein Shutdown der Grundrechte? Haben die getroffenen Maßnahmen ihre Berechtigung? Wie wird festgelegt, was verhältnismäßig zur Situation ist? 

Auch die moralische Thematik nimmt einen großen Stellenwert ein. Denn auch für Ärzte wird die Pandemie zu einer seelischen Belastung. Schließlich müssen sie über den Tod entscheiden. Zum Vergleich wird das unterschiedliche Vorgehen der EU-Länder thematisiert. Erkrankten wird der Familienbeistand verwehrt und auch für Politiker ist dies eine furchtbare, schwierige und außergewöhnliche Zeit. Exemplarisch und als Vergleich werden Krisen aus der Vergangenheit herangezogen. Auch wird die Sicht bedeutender Menschen aus der Geschichte thematisiert. Beispielsweise würde der große Philosoph Rousseau behaupten, dass die Virus-Krise die Schuld der Menschheit sei. Schließlich stelle sich der Mensch über Gott und die Natur. 

Der Virus-Pandemie ist aber nicht nur Negatives abzugewinnen. Denn aus der Krise können wir viel mitnehmen. Im Buch wird neben der kritischen, negativen Auseinandersetzung mit der Pandemie auch deutlich, dass es uns gar nicht so schlecht geht und nun vieles Mögliches ist. Das Strahlende und das Schreckliche. Wir müssen nur die Lehren ins Positive wenden. Für die Autoren liegt es auf der Hand, was wir in diesem System ändern müssen. Auch wir Individuen müssen uns die Frage stellen: Was ist uns näher? Sicherheit oder Freiheit? 

Trotz der Erzählung geschichtlicher Ereignisse, liest sich der Dialog zwischen Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge sehr locker. An manchen Stellen hätte man noch tiefer ins Thema gehen können. Allerdings sehe ich es als Vorteil, eine Diskussion zu fördern. Als besonders angenehm empfinde ich, dass Andersdenkende nicht verurteilt werden. Die Denkweisen und Vergleiche inspirieren und regen stark zum Nachdenken an. "Trotzdem" hinterlässt positive, ermutigende und optimistische Gedanken. Das schmale Buch, das im Luchterhand-Verlag erschienen ist, hat es definitiv in sich! Eine klare Leseempfehlung und eine wunderbare Diskussion über den Umgang mit der Pandemie! 

"Trotzdem" von Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge bekommt von mir ★★★★★ Sterne! 

Vielen Dank an das Bloggerportal der Verlagsgruppe Random House und an den Luchterhand-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars! Meine Meinung bleibt davon unberührt.

2 Kommentare:

  1. Oh wow. Das Buch ist ja wirklich brandaktuell. Das klingt sehr interessant. Danke für den Buchtipp Larissa!

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  2. Mega schöner Buchblog und tolle Rezensionen. Das Buch passt ja perfekt zur aktuellen Situation :-)

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